Das Jahr 2017 hat begonnen und langsam dämmert uns: Wir befinden uns mitten in der vierten Stufe der industriellen Revolution. Nach Dampfmaschine, Elektrizität und der IT wird die Welt nun digital und vernetzt.
Menschen reagieren darauf unterschiedlich. Die einen saugen jede Neuerung vorbehaltlos auf und feiern deren Verkünder als Messias. Die anderen lehnen sie ab und beharren auf Altbewährtem. Häufig aus Angst oder Unsicherheit. Beides ist vermutlich nicht die sinnvollste Reaktion. In jedem Fall kommen wir um eine Auseinandersetzung mit den neuen Technologien, den neuen Grenzen des Machbaren und dem wirtschaftlich-gesellschaftlichen Wandel nicht herum.
Es existiert fast keine Branche mehr, bei der die digitale Transformation nicht auch „Disruption“* hervorgerufen hat (Hotelgewerbe, Taxi, Verlage) oder absehbar hervorrufen wird: in der Automobilindustrie durch autonomes Fahren und Beförderungsplattformen, bei den Banken durch digitale Zahlverfahren und Crowd Funding, im produzierenden Gewerbe durch 3D-Druck, in der Logistik durch Drohnen und so weiter.
Die Frage ist nicht mehr ob die Veränderung kommt. Sondern nur noch wie schnell, wie und mit welcher Wucht. Und ob wir diese Veränderung in Deutschland als Betrachter, Konsumenten oder gar „Opfer“ erleben oder ob wir den Wandel aktiv gestalten.
Ich glaube, dass wir eine „digitale Aufklärung“ brauchen. Kant hat 1784 von der selbstverschuldeten Unmündigkeit geschrieben. Er meinte damit das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sei es aus Bequemlichkeit, aus Angst oder anderen Gründen. Solche Aufklärung benötigen wir heute wieder, um von der Rolle des Digital-Konsumenten, unfreiwilligen Datenlieferanten oder Opfer der Disruption in die Rolle der Gestalter unserer digitalen Realität zu kommen.
Nach Silicon Valley oder Tel Aviv zu schauen bedeutet nicht, alles vorbehaltlos anzunehmen oder gar zu kopieren. Wir haben in Deutschland exzellente Voraussetzungen in Infrastruktur, Ausbildung und Leistungsbereitschaft der Menschen. Wir sollten UNSEREN Weg in die digitale Zukunft jetzt erfinden. Doch um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern brauchen wir einige wichtige Rahmenbedingungen, bei denen die politische Führung jetzt die Weichen stellen muss:
„Durch Deutschland muß ein Ruck gehen“ hat Alt-Bundespräsident Roman Herzog 1997 in seiner denkwürdigen Rede in Berlin gefordert. Und diese Forderung ist aktueller denn je.
Nur wenn wir in Deutschland Digitalisierung selbst gestalten, haben wir die Chance, Gesundheit und Wohlstand für alle zu schaffen. Und die Hoheit über unsere persönlichen Daten zurückzugewinnen.
Lassen Sie uns eine moderne, sichere, offene, saubere und faire Gesellschaft erschaffen!
In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes, friedliches, gesundes, erfolgreiches und vor allem glückliches Jahr 2017!
Ihr Matthias Dürk
*Eine disruptive Technologie ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt. (Wikipedia.de)